70 Jahre Donaudeutsche Landsmannschaft Kreisverband Haßloch
Von den Gründungsvätern im Jahre 1951 hätte sich niemand träumen lassen, dass der damals gegründete Ortsverband Haßloch so lange bestehen würde. Wurde er doch unter dem Aspekt der „Ankommenshilfe“ für Landsleute gegründet. Es sollte eine Anlaufstelle für die Neuankömmlinge in Haßloch geben. Erst etwas später kam die Idee auf, an Silvester gemeinsam zu tanzen und auch etwas heimatliches, damals das Fischpaprikasch, zu kochen. Da diese beiden Veranstaltungen so gut besucht wurden, dass der Jahnhalle nicht groß genug war, machten sich die aktiven Mitglieder Gedanken, wie der Ortsverband weiterentwickelt werden könne. Hieraus entstand später dann im Herbst das Hähnchenpaprikasch, Vereinsausflüge ob Tages- oder Wochenausflüge, sogar eine Trachtengruppe wurde gegründet. Zur Politik und auch anderen Vereinen wurden bestanden damals schon gute Beziehungen. Dadurch gelang ein Musterbeispiel an Integration. Die fehlende Sprachbarriere erleichterte dies natürlich. 1961 wurde das 10-jährige Bestehen mit einem großen Siedlerfest gefeiert. Grußworte aus der Politik und von den Vereinen wurden an die Anwesenden gerichtet. Nach und nach mussten aber einige Ortsverbände wir Böhl-Iggelheim und Neustadt a.d.W. mangels aktiver Mitglieder ihre Arbeit aufgeben, sodass der Ortsverband zum Kreisverband wurde. Die neuen Mitglieder wurden herzlich aufgenommen. Später kam noch Schifferstadt hinzu. Mittlerweile kommen die Mitglieder aus dem Rhein-Pfalz-Kreis, aus dem Kreis Bad – Dürkheim, aus Deidesheim, Forst, Edenkoben und Landau. Dies stellt natürlich nur ein Auszug da. Der Kreisverband ist mittlerweile nicht mehr ganz so stark wie noch vor einigen Jahrzehnten, dennoch gehört er zu den aktivsten Landsmannschaften in Rheinland-Pfalz. Derzeit hat der Verein 85 Familienmitglieder, was 130 Personen und noch einige Kinder bedeutet. In der jüngeren Vergangenheit hat es der Verband geschafft, durch neue Ideen aber auch durch den Ausbau des althergebrachten, neue Menschen für sich zu begeistern. Dadurch konnten viele Stammgäste aber auch einige neuen Mitglieder und Helfer gewonnen werden. Nach wie vor ist der Veranstaltungssaal ausverkauft, wenn die Donaudeutschen zum ungarischen Kesselgulasch, zum Hähnchenpaprikasch oder Spanferkelessen einladen. Auch wird versucht, die Kultur nicht außen vor zu lassen. Wenn sich hier eine Gelegenheit bietet, greift der Verband gerne zu. Das erfolgreichste in den letzten Jahren war die Filmvorführung mit anschließender Diskussion mit dem Regisseur Marko Cvejic. Der Kreisverband ist innerhalb von Haßloch sehr aktiv; er besucht die Veranstaltungen anderer Vereine, einige Mitglieder engagieren sich in verschiedenen Parteien der Ortspolitik und in der Kirche. Durch die Teilnahme an öffentlichen Festen wie z.B. das „Fest der Nationen“, das „Turmfest“ oder auch der „Leisböhler Weintage“ wurden die jüngeren Haßloch auch wieder aufmerksamer auf die Landsmannschaft. Durch eine wiederholte Verjüngung der Vorstandschaft wird versucht, den Kontakt zu der jüngeren Bevölkerung aufrechtzuerhalten und zu stärken.
Zwanzig Jahre Donaudeutsche Landsmannschaft
Ortsverband Haßloch jubiliert - Samstag Feierstunde - Rund 2000 fanden im Großdorf eine neue Heimat
H a ß lo c h. Am kommenden Samstag feiert der Ortsverband der
Donaudeutschen Landsmannschaft sein 20-iähriges Bestehen. Nur eine
kleine Zeitspanne zwar, doch die besonderen Umstände machen es
notwendig, etwas näher auf diese zwei Jahrzehnte einzugehen. Damals
führte der Weg eines ganzen Volksstammes nach 200 Jahren wieder in
die Heimat zurück, wo die Vorväter einst ausgezogen waren, um einem
kaiserlichen Ruf zu folgen. Die Nachkommen dieser Pfälzer leben nun
seit 20 Jahren unter uns, sie sind Bürger ‚von Haßloch geworden,
anerkannt, geachtet und voll eingegliedert. Doch die Erinnerungen an
die alte Heimat werden gepflegt, um sie der Jugend weitergeben zu
können. Sie soll die Geschichte dieser Wanderschaft kennen, deren
Weg im Großdorf ein glückliches Ende gefunden hat.
Glücklich und zufrieden sind sie, die Familiengemeinschaften der Männer,
Frauen und Kinder, die sich im Großdorf ein neues Zuhause aufgebaut
haben. DIE REINPFALZ nahm das Jubiläum zum Anlaß, mit einigen
Mitgliedern der Landsmannschaft zu plaudern, die vor 20 Jahren schon
dabei waren, als 80 von ihnen in Haßloch die Vereinigung gegründet
haben, um Tradition, Volks- und Brauchtum zu erhalten, die mit der
Zeit auch Einheimische zu schätzen gelernt haben.
Heim in die Pfalz
Sie kamen aus der Batschka, dem Banat, der Schwäbischen Türkei und
hatten in Lagern und provisorischen Unterkünften alle nur ein Ziel,
heim in die Pfalz oder nach Baden-Württemberg zu kommen, in dasLand
der Väter. Um nur ein Beispiel dafür zu nennen: Im Großdorf trafen
sich allein aus dem Dorf Kuzura bei Werbas in der Batschka allein 14
Familien. Es war tröstlich für sie, denn mit den vertrauten
Gesichtern um sich, war das harte Schicksal, Flüchtling oder
Vertriebener zu sein, leichter zu ertragen.
Heinrich Tiefenthäler sagte dazu: „Wir fühlten uns gleich wohl wie daheim,
wir wurden damals gut aufgenommen und man hat uns sehr geholfen; alle
Leute waren freundlich zu uns. Auch von der Sprache
her brauchten wir uns keinen Zwang aufzuerlegen, so henn mir ach
schun dahäm gebabbelt“
Mancher Nachzügler kommt sogar heute noch in das Großdorf, weil die
harmonische Gemeinschaft der Donaudeutschen Landsmannschaft bis weit
über die Landesgrenzen hinaus bekannt geworden ist. Sogar aus
Amerika kamen einzelne Rückwanderer, die vor 15 Jahren das Glück
über dem großen Teich suchten. Es gefiel ihnen drüben nicht.
Lob für die Haßlocher
Auch Elisabeth Mathi und Daniel Emich haben viel Lob für die Haßlocher
bereit, deren Haltung damals zu keinen Klagen Anlaß gab. Sie
erinnern sich gern an die Unterstützung des damaligen Bürgermeisters
Johannes Höring und die Hilfe von Lehrer Georg Kahl, die sich beide
sehr um die Landsleute gekümmert haben. Aber auch der Landesverband
unter Stefan Rettich ließ nichts unversucht, das Los der Landsleute
zu erleichtern. „ Dabei spielte noch der verstorbene ehemalige
Landrat von Landau, Dr. Grass, eine bedeutende Rolle und nicht zuletzt Dr.
Braun aus Kaiserslautern. Sie ebneten vielen Donaudeutschen den Weg
in die Pfalz.
Josef Gillich schätzt, daß heute 1500 bis 2000 Donaudeutsche im Großdorf
leben. Ein Viertel von ihnen ist Mitglied der Landsmannschaft.
Besonders stolz sind sie etwa, daß zwei Drittel der Landsleute in
Haßloch ein eigenes Haus besitzen. Das ist ein Beweis dafür, daß
alle vom ersten Tag an den Willen hatten, sich endgültig seßhaft zu
machen und tatkräftig mitzuarbeiten. Daß sie gleich Beschäftigung
erhielten, dafür sorgten die zuständigen Stellen.
Mit der Gründung einer Landsmannschaft vor 20 Jahren wollten sich die
Donaudeutschen natürlich auch in der neuen Heimat vorstellen und in
Erinnerung bringen, daß ihre Vorfahren zwischen 1760 und 1780,
gerufen von Maria Theresia und Josef II. von Österreich, in die von
den Türken befreiten Gebiete zogen, um in friedlicher Absicht, die
fast menschenleeren Gebiete neu zu besiedeln und aufzubauen, was
ihnen bekanntlich glänzend gelungen ist.
In den zwei Jahrzehnten hat die Landsmannschaft erfreuliche Erfolge
ihrer Regsamkeit zu verzeichnen. Das gilt nicht nur für die
Erhaltung des Brauchtums oder das berühmte Fisch- und
Hähnchenpaprikasch, sondern auch für den kulturellen Sektor. Man
hat sich in den Jugendaustausch mit Landsleuten in Amerika, Kanada
und im Elsaß eingeschaltet, Singgruppen aus Übersee zu Gast gehabt,
die Aktion Volksopfer kräftig unterstützt, die 20 Betten im
Schifferstadter Altersheim finanzierte und die Geselligkeit gepflegt.
Regelmäßige Beratungsstunden helfen ferner in vielen Fragen
alltägliche „Klippen“ zu überspringen. Die Landsmannschaft
hatte sogar einmal unter Stefan Gillich eine sehr aktive
Trachtengruppe. Das könnte Haßloch auch heute noch brauchen.
Festliches Programm
Nun steht am kommenden Samstag die 20-Jahr-Feier auf dem Programm, die
nicht um 16 Uhr, sondern erst um 17 Uhr im Filmsaal der
Ernst-Reuter-Schule beginnt. Die Festansprache hält der 1.
Kreisdeputierte Stefan Gillich, Grußworte steuert der Schirmherr,
Bürgermeister Kurt Flockert, bei. Nach der Feierstunde geht es zum
delikaten Hähnchen-Paprikasch-Essen in die Jahnhalle und um 20 Uhr
ist die Friesenhalle Treffpunkt zu einer geselligen Veranstaltung mit
Tanz, zu der die Bevölkerung eingeladen ist. Dabei wirkt auch die
Donaudeutsche Trachtengruppe aus Speyer mit.
(Quelle: Rheinpfalz 07.10.1971)
Dorfgemeinschaft von Donaudeutschen mitgeprägt
500 Gäste bei den Feiern zum 20jährigen Bestehen in Haßloch – Familienzusammenführung intensivieren
Tz. H a ß l o c h. Der Samstag stand in Haßloch im Zeichen der Donaudeutschen Landsmannschaft, deren Ortsverband Haßloch-Meckenheim sein 20jähriges Jubiläum feierte. Rund 500 Mitglieder und Ehrengäste nahmen insgesamt an den Veranstaltungen teil. Volkstänze in donaudeutschen Trachten, ein zünftiges „Hähnchen-Paprikasch“-Essen und auch das Mundartgedicht über das Wesen der „Mott´rsproch“ bewiesen, dass die Donaudeutschen ihr heimatliches Brauchtum pflegen. Im Mittelpunkt aber stand die Feierstunde im Filmsaal der Ernst-Reuter-Schule mit einer Festansprache des 1. Kreisdeputierten Stefan Gillich. Neben den Gemeinden Haßloch und Meckenheim überbrachte auch der Judo- und Karate- Club eine Spende.
Wenn 20 Jahre nach ihrer Gründung die Donaudeutsche Landsmannschaft noch immer bestehe, so zeige diese Tatsache, dass nicht das Bedürfnis nach sozialer Sicherung allein sie zusammengeführt habe, sondern dass gemeinsames schweres Erleben der Landsleute ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl und echte Bindungen hervorriefen, sagte Kreisdeputierter Stefan Gillich. In ihrem Zusammenstehen gebühre den Landsmannschaften das Verdienst, mitgewirkt zu haben, dass die Landsleute nicht dem Radikalismus von links oder von rechts anheimfielen.
Jugendaustausch nach Osteuropa
Sie hätten ein Beispiel dafür gegeben, wieviel mehr die Lebensgemeinschaft leisten könne als ein Einzelner. Dazu führte Stefan Gillich den Bau des Altersheimes in Schifferstadt an, wobei der Haßlocher Ortsverband maßgeblich beteiligt war.
In die Zukunft weisend meinte der Festredner, es gelte nun, die Heimat- und Herkunftsforschung noch stärker als seither zu betreiben. Die Jugend sollte möglichst bald versuchen, zu einem Jugendaustausch mit den ost- und südeuropäischen Ländern zu kommen. Auch die Familienzusammenführung solle weiter intensiviert werden, und zu all dem müsse die Landsmannschaft den entsprechenden Stellen ihre Dienste anbieten. Schließlich müsse aber die donaudeutsche Landsmannschaft den jungen Menschen, die in einem freien Land und bei gesicherten wirtschaftlichen Verhältnissen aufgewachsen seien, verstehen helfen, aus den Fehlern der Geschichte zu lernen und daraus die Bereitschaft abzuleiten, für andere einzustehen, für sie Verantwortung zu tragen.
Impulse auf den Landesverband
Dass von Haßloch aus immer wieder Impulse auf den Landesverband der Donaudeutschen Landsmannschaft übergingen, betonte Landesverbandsvorsitzender Stefan Rettig in seinem Grußwort seitens der Vorstandschaft. Er hob auch das positive Wirken der Donaudeutschen in der Dorfgemeinschaft hervor, ehe er die Ehrung der Mitglieder für 20jährige Verbandszugehörigkeit vornahm. Die silberne Treuenadel und die Urkunde erhielten dabei Elisabeth Mathi, Elisabeth Braunstein, Christine Kittelberger, Daniel Emig, Heinrich Tiefenthäler, Michael Mathe, Johann Reidl und Stefan Blechl. Für seine besonderen Verdienste um die Vereinsarbeit erhielt Ortsvorsitzender Josef Gillich die Ehrennadel in Gold.
Josef Gillich hatte zuvor im überfüllten Filmsaal der Ernst-Reuter-Schule, wo das Pfälzisch-Donaudeutsche Streichquartett unter Leitung von Jakob Schwindt mit Stücken von Haydn und Mozart musikalisch die Feierstunde umrahmte, eine stattliche Zahl von Ehrengästen begrüßen können.
In Vertretung für den Schirmherren Bürgermeister Flockert, überbrachte Beigeordneter Walter Rief die Glückwünsche der Gemeinde, und Otto Keller aus Meckenheim die des Landrats, daneben waren der 2. Beigeordnete Heinrich Volkmer, zahlreiche Gemeinderäte, die Geistlichen beider Konfessionen, die Pfarrer Fockedey, Frey, Franz, Eichler, Lösch und Kettenbach, und zahlreiche Vertreter von Haßlocher Vereinen gekommen. Als prominenteste Gäste aber konnte Josef Gillich im Laufe der Veranstaltung den Regierungspräsidenten von Rheinland-Pfalz, Hans Keller mit Frau, und den Bundestagsabgeordneten des Wahlkreises Neustadt-Speyer, Dr. Georg Gölter, begrüßen.
Nach einer Feierstunde waren in der Jahnhallengaststätte die Tische gedeckt, die Donaudeutschen fanden sich mit ihren Gästen beim traditionellen Hähnchengulasch-Essen ein, nach heimischer Art in Kupferkesseln über offenem Holzfeuer schmackhaft zubereitet.
Kein Platz blieb frei
Und noch einmal wurde umgezogen, diesmal in die Friesenhalle, wo die Heimatkapelle Keller zum Tanze aufspielte. Die Tanzfläche war stets überfüllt, rings herum hatten die Verantwortlichen weitere Tische anstellen müssen, so großen Zuspruch fand diese Tanzveranstaltung, in deren Verlauf vor allem die älteren Semester zu ihrem Recht kamen, erklangen doch vorwiegend Märsche, Walzer und Polka; eingestreut aber auch moderne Rhythmen. Sehr viel Beifall erhielten die jungen Leute von der Donaudeutschen Trachtengruppe Speyer für ihre Volkstanzeinlagen. Die Männer im schwarzen Trachtenanzug, die Mädchen in der weißen, dirndelähnlichen Tracht mit weitem Reifrock und Schürzen in Pastelltönen – ein farbenfrohes, bewegtes Bild, das Geschehen dieses Jubiläumstages noch einmal widerspiegelnd.
(Quelle: Rheinpfalz, 11. Okt. 1971 )